EINMALIG IN EUROPA.

UND MITTEN IN HAMBURG.

Ohlsdorf

SONDERANLAGEN

Man kann schon beinahe sagen: “Auf dem Ohlsdorfer Friedhof gibt es viele kleine Friedhöfe im großen Friedhof.“ Die Gründe für die zahlreichen Sonderanlagen sind unterschiedlich: so gibt es neben den Grabstätten für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, auch Anlagen für bestimmte Berufsgruppen (z.B. Polizei) oder Vereine (Garten der Frauen e.V. oder Memento e.V.), die eigene Gemeinschaftsanlagen betreiben.

BEREICH AUSWÄHLEN:

Althamburgischer Gedächtnisfriedhof

Auf dem 1896 bis 1905 als „Ehrenfriedhof“ angelegten Gedächtnisfriedhof sind verdiente Hamburger beigesetzt, die von den Alten Friedhöfen dorthin umgebettet wurden. Es handelt sich um Bürgermeister, Senatoren, Kaufleute, Geistliche, Juristen, Wissenschaftler, Mediziner, Künstler, Diplomaten, Architekten, Verleger, Stifter uvm. Die Berühmtesten sind der Maler Philipp Otto Runge, die Malerin Anita Ree, die Oberbaudirektoren Fritz Schumacher und Gustav Oelsner, Museumspädagoge Alfred Lichtwark und der Gründer des Tropenkrankenhauses  Bernhard Nocht.

Bombenopferkreuz mit Mahnmal

In den Bombennächten des Juli und August 1943 erlebte Hamburg eine entsetzliche Kriegshölle. Im Rahmen der „Operation Gomorrha“ wurden weite Teile der Stadt zerstört, rd. 54.000 Hamburger kamen ums Leben. 36.918 Menschen sind unter den vier aufgehöhten Flächen mit Massengräbern beigesetzt, nur rd. 6.000 Namen konnten noch erfasst werden.
In der Mitte der Anlage befindet sich das Mahnmal, gestaltet von Gerhard Marcks. Im Inneren steht der Totenfährmann Charon, der eine Famile mit in einem Boot übersetzt. Hamburgs Erster Bürgermeister Max Brauer 1952 zur feierlichen Einweihung: „Habt den Mut, das Sterben eurer Väter, Mütter, Brüder und Schwestern richtig zu deuten! Sie hätten nicht geopfert werden müssen. Nur weil man sich den Gewalttätern überantwortete, kam die Gewalt über unsere Familien und über unsere friedlichen Städte. Denn in einem freien Volke ist jeder für dieses Warum mitverantwortlich.”
Lage: Bp 65-88; Bq-Bn 66

Commonwealth War Graves

Im Osten des Friedhofs befinden sich die Grabfelder der Soldaten, die in britischen Diensten im Ersten bzw. Zweiten Weltkrieg kämpften. Das südliche Areal zeigt das weiße Kreuz mit einem schwarzen Schwert, das weltweit auf allen Friedhöfen des Commonwealth zu sehen ist. Auch die Steine, geschmückt mit den Namen, Sterbedaten, Symbolen für die Religionen und militärischen Verbandszeichen sind überall auf der Welt gleich: weiße Steine einheitlicher Größe und Form. Die Namen und die genaue Lage der Steine sind in Schriften verzeichnet, untergebracht in zwei Steinpavillons.
Link: Commonwealth War Graves Commission

Dichterhügel

Auf dem Hügel liegt das Grab des Schriftstellers Fritz Stavenhagen. Gegenüber finden Sie das Grab des Theatergründers Richard Ohnsorg. Wolfgang Borchert, der 1947 verstorbene Schriftsteller und Sohn der Stadt Hamburg, ruht am Fuße dieses Hügels. Er verfasste bedeutende Kurzgeschichten mit den Themen Krieg und Nachkriegszeit. Links neben Borchert ruht Bürgermeister Henning Voscherau. Weiter geradeaus führt der Weg auf das Grab des Volksschauspielers Henry Vahls zu, links neben ihm finden Sie die letzten Ruhestätten des Schauspielers Edgar Bessen und des Literaturkritikers Hellmuth Karasek.
Weiter auf dem Weg erblicken Sie einen Findling, nur mit einer Handschrift versehen. Es ist das Grab des Schauspielers und Hamburger Originals Harry Rowohlt.

Flutopfer

In der Sturmflutnacht zum 17. Februar 1962 starben 317 Hamburger, 96 von ihnen sind auf der Fläche im Planquadrat Bq 62 bei Kapelle 12 beigesetzt. 1972 wurden zwei Steine am Zugang gesetzt, die den Bruch der Deiche symbolisieren, 2012 die zwei Steine mit den Namen aller damals Verstorbenen.

Garten der Frauen

Der „Garten der Frauen“ ist eine vom Verein Garten der Frauen e.V. getragene Anlage, die in zwei Bereiche gegliedert ist. Der historische Bereich ist eine Gedenkstätte, auf der alte Grabsteine bedeutender Frauen aufgestellt wurden und werden. Infotafeln an den Grabsteinen informieren über das Wirken der Frauen.

Die Frauen, die zu Lebzeiten dem Verein beigetreten sind, können im Sterbefall im angrenzenden Areal beigesetzt werden. 

Der Verein Garten der Frauen bietet auch Führungen an. Mehr Informationen finden Sie auf der Internetseite: www.garten-der-frauen.de

Interessierte können auch per Audio Guide selbst einen Rundgang durch den Garten der Frauen unternehmen. Dabei können 37 Stationen angesteuert werden. Der Audio Guide ist ausleihbar gegen Hinterlegung des Personalausweises an den Sonntagen, an denen der Infotisch im Garten der Frauen besetzt ist.
Der Garten der Frauen befindet sich im alten Teil des Ohlsdorfer Friedhofs nahe der Cordesallee beim Wasserturm an einem lichten, von Rhododendronbüschen umsäumten Ort im Planquadrat P 27. Der Weg ist von der Cordesallee Höhe Wasserturm aus ausgeschildert. 
Aktuell werden Patinnen und Paten für die Installation eines farbigen Glaswürfels gesucht, der an verstorbene Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen erinnern soll. Hier mehr dazu. 

Internationale Kriegsgrabstätten

Das internationale Gräberfeld umfasst mehr als 3000 Gräber von Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus über 28 Nationen. Auf dieser Anlage sind Häftlinge der Konzentrationslager Neuengamme und Fuhlsbüttel, Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder, „Displaced Persons“, Kriegsgefangene, Justizopfer, Widerstandskämpfer, Bombenopfer und Flüchtlinge bestattet worden.
Im Zentrum der Anlage befinden sich ein Gedenkstein und seit der Umgestaltung der Anlage 1977 auch eine Gedenkmauer mit einem Relief Trauernder von Herbert Glink und der Inschrift: „Unsere Verpflichtung: Versöhnung und Frieden“.
Die Bestattungen auf diesem Friedhofsteil erfolgten während des Zweiten Weltkrieges teilweise durch Gestapo-Häftlinge. Ab 1950 wurden von vielen Hamburger Friedhöfen, wie beispielsweise Eidelstedt, Ohlstedt oder Tonndorf, ausländische Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auf diese Anlage umgebettet.

Memento - Grabstätten

Der Verein „Memento e.V.“ hat 1995 ein Patenschaftsgrab am Rosengarten, in der Nähe des Südteichs, erworben, um für Menschen, die an AIDS gestorben sind (und ihren Zugehörigen) eine würdige Ruhestätte anzubieten. Diese Grabstätte war innerhalb von zwei Jahren voll belegt, so dass 1997 auf dem sogenannten „Millionenhügel“, nahe dem Nordteich, eine weitere Gemeinschaftsgrabstätte für diese Gruppe angelegt wurde. Nach Ablauf der Ruhezeit der ersten Grabstätte (Ende 2022) unterhält der Verein jetzt weiterhin die zweite Anlage.  

Seit 2021 steht diese Grabstätte auch zusätzlich für Menschen der LSBTIQ*-Community offen. Zudem für alle, die sich diesen beiden Gruppen besonders verbunden fühlen, sowie Partner*innen oder leibliche Verwandte der beigesetzten Personen. Damit soll gewürdigt werden, dass viele Menschen nicht in traditionellen Formen von Familie leben. 

Träger dieser Grabstätte ist der Verein „Memento e.V.“. Eine Mitgliedschaft dort ist nicht unbedingt erforderlich, um auf der Grabstätte beigesetzt zu werden. Dennoch ist der Verein auf Mitglieder und Spenden angewiesen, um die Grabstätte zu unterhalten und auch künftig anbieten zu können. 

Aufgabe und Ziel des Vereins ist, dass es in Hamburg auch weiterhin eine Stätte des Gedenkens und der Solidarität gibt, wo an Menschen erinnert wird, die in unserer Stadt an HIV/AIDS verstorben sind, sowie an Mitglieder der LSBTIQ*-Community.

Weitere Informationen gibt es hier: www.memento-hamburg.de>

Niederländische Kriegsgrabstätte

Auf dieser Kriegsgräberstätte befinden sich auch zwei eigenständige Grabanlagen. Die Gräber der niederländischen Opfer werden in einem von Hecken umfassten Bereich von der niederländischen Kriegsgräberfürsorge „Oorlogsgravenstichting“ betreut. Diese Menschen sind zum großen Teil im Konzentrationslager Neuengamme oder den Außenlagern ermordet worden. Ein Gedenkhaus sowie eine Bronzestatue des Bildhauers Cornelis van Kralingen prägen die Anlage. Etwa 300 Gräber polnischer Opfer wurden 1949 unter Beteiligung des polnischen Konsulates aus ganz Hamburg hierher umgebettet. 1950/51 stattete der Verband Polnischer Flüchtlinge in Deutschland die Gräber mit Steinkreuzen aus, die als Wappen den polnischen Königsadler trugen. 1973 wurden die Steinkreuze durch Kissengrabsteine ausgetauscht. Einige Kreuze sind um das zwei Meter hohe Granitkreuz und die Gedenkplatte gruppiert worden.

Polizeigräber „Revier Blutbuche”

”Revier Blutbuche” ist die Bezeichnung dieser Gedenkanlage, die 1923 eingeweiht wurde. Anlass waren die Aufstände und Unruhen im selben Jahre, als die Regierung Cuno stürzte und Versorgungsengpässe infolge der Weltwirtschaftskrise und der Hyperinflation zu Überfällen auf Versorgungseinrichtungen und Polizeiwachen stattfanden. Dabei ließen in diesem Jahre allein 17 Polizisten ihr Leben. In dieser politisch aufgewühlten Zeit kostete ein Pfund Butter 60 Millionen Mark, viele Leute verloren ihre Ersparnisse. Heute werden hier Polizisten feierlich bestattet, die im Dienst gestorben sind.

Soldatengräber des Ersten Weltkriegs

Das Gräberfeld wurde 1914 im neu erworbenen Friedhofsgelände angelegt. Hier wurden in einer gesonderten Abteilung auch verstorbene „Feinde“ bestattet, die teilweise umgebettet wurden.
An das Gräberfeld wurden in östlicher Richtung (Linnestraße) Flächen freigehalten, hier sollte eine „Heldengedächtnishalle“ errichtet werden. Es erfolgten entsprechende Planungen. Zur Ausführung kam es u.a. aus finanziellen Gründen nicht.

Soldatengräber des Zweiten Weltkriegs

26. August 1939 bis zum Kriegsausbruch am 1. September 1939  wurden tödlich verunglückte Personen am westlichen Rand des Gräberfeldes des Ersten Weltkriegs bestattet. Eine besondere Kennzeichnung fehlt. Ab Kriegsbeginn werden gefallene deutsche Soldaten auf einem neuen Gräberfeld bestattet. Das Feld schließt östlich an das Grabfeld der im Ersten Weltkrieg Gefallenen an. Im Verlauf des Krieges reichte die für die Bestattungen vorgesehene Fläche nicht aus, ein weiteres Bestattungsfeld wurde angelegt. Die vorhandene Linnestraße lag trennend zwischen den Feldern. Gefallene Soldaten wurden auf Wunsch der Familien auch außerhalb dieser Ehrenfelder in privaten Gräbern bestattet. Die Gräber der Gefallenen wurden zunächst mit Holzkreuzen ausgestattet.

Entwicklung der Soldatengräber nach Kriegsende

Im Laufe der Kriegs- und Nachkriegszeit verschlechterte sich der Pflegezustand der Gräberfelder. Die Holzkreuze verrotteten, die Beschriftungen wurden unleserlich. 27. September 1949  berichtet Senator Büll in einer Senatssitzung: “dass der Bund Deutscher Kriegsgräberfürsorge die Absicht hat, die auf dem Ohlsdorfer Friedhof befindlichen Gräber von Gefallenen des Zweiten Weltkriegs instand zu setzen. Gleichzeitig sollen die Gräber mit einheitlichen Anlagen zusammengefasst werden.“ Vorgesehen und später errichtet werden Steinkreuze  im Volksbundformat: eine Gruppe von drei grob behauenen Kreuzen, von denen das mittlere etwas größer ist und einige Zentimeter vorsteht.

Sowjetische Kriegsgefangene

Dieses Gräberfeld entstand 1941 im aktiven Friedhofsteil entgegen den Anweisungen aus Berlin, die Gräber sowjetischer Kriegsgefangener abseits anderer Grabanlagen anzulegen. Hier befinden sich die Gräber von 384 Soldaten der ehemaligen UdSSR, die zwischen 1941 und 1945 in deutscher Kriegsgefangenschaft aus Schleswig und Sandbostel umkamen. Diese Kriegsgefangenen mussten unter unmenschlichen Bedingungen in verschiedenen Arbeitskommandos in der Hansestadt Zwangsarbeit leisten, z. B. auf der Norderwerft oder in Hamburg-Waltershof.
Die sowjetische Kriegsgräberstätte ist durch einen Weg zweigeteilt, der zu einem zentralen Gedenkstein führt, der 1950 nach den Vorgaben der sowjetischen Behörden aufgestellt wurde. Die Leichen der  Gefangenen kamen über das Pathologische Institut des Reserve-Lazaretts in Hamburg-Wandsbek (dem heutigen Bundeswehr-Krankenhaus) auf diesen Friedhof. In diesem Lazarett starben sowjetische Kriegsgefangene auch in Folge medizinischer Versuche.

Valvo-Frauen

140 Mädchen und junge Frauen aus den Ländern der Sowjetunion im Alter von 14 bis 25 Jahren wurden 1944 in einem Sammelgrab im östlichen Teil der Anlage beigesetzt. Eine Stele und sechs Namenstafeln erinnern an die jungen Frauen. Von den Nationalsozialisten aus ihren Herkunftsländern verschleppt und nach Hamburg deportiert, mussten sie in der Radio-Röhren-Fabrik Valvo-Phillips in Eimsbüttel arbeiten. Die Mädchen kamen bei einem Bombenangriff auf das Valvo-Werk um, weil ihnen verboten war, den Luftschutzbunker zu betreten.

Weitere Grabstätten von Bombenopfern

Bombenopfer-Einzelgräber bei Kapelle 10. Lage: N-H 31, Opfer: 300
Bombenopfer-Einzelgräber mit Dornenkrone. Lage: N-M 27-28, Opfer 1.400
Valvo-Frauen. Lage: Bp 73, Opfer: 140 Ukrainische Zwangsarbeiterinnen

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